Das ehemalige Zisterzienserkloster Hardehausen wurde 1140 durch den Paderborner Bischof Bernhard I. von Oesede gegründet. Es war die erste Niederlassung des Ordens in Westfalen. 300 „Graue Mönche“ lebten einst nach den Regeln des Heiligen Benedikt im Kloster. Die imposante, aus Eggesandstein erbaute Anlage mit den früheren Kloster-, Wirtschafts- und Mühlengebäuden, dem Abtshaus, der riesigen Zehntscheune, den Fischteichen, dem Schafstall und dem Dorfkrug lässt erahnen, welche wirtschaftliche Bedeutung dieses mittelalterliche Gemeinwesen zu dieser Zeit hatte.
Das Mittelalter war geprägt von Pest und erdrückenden Frondiensten für die Grundherren, gehörte aber zumindest klimatisch zu einer begünstigten Epoche. Die Gründung des Klosters fiel in die Phase des so genannten „mittelalterlichen Klimaoptimums“. Es dauerte von ca. 800-1350. In regionaler und zeitlich unterschiedlicher Ausprägung, aber inzwischen weltweit nachgewiesen, lagen die Temperaturen um rund 1 °C höher als im Zeitraum 1961-1990.
Die Anbaugrenzen für die damalige Landwirtschaft lagen in den deutschen Mittelgebirgen etwa 200 m höher als heute. Flächen, die heute von Wald bedeckt sind, unterlagen in jenen Tagen, unter anderem infolge der Klimagunst, der Acker- und Grünlandnutzung. Der Flächenanteil des Waldes ging in Deutschland während dieser Phase auf unter 20 % zurück. Das vergleichsweise warme Klima erlaubte den Weinanbau bis nach Südschottland. Auch in Ostwestfalen wurde Wein angebaut, zum Beispiel am Weinberg des Klosters Corvey in Höxter oder in Blomberg. Getreideanbau war in Norwegen bis fast zum Polarkreis hinauf möglich, das Packeis im nördlichen Atlantik zog sich nach Norden zurück. Diese Erwärmung erlaubte den Wikingern Island und Grönland (das bedeutet Grünland) zu besiedeln.
Die milden Klimaverhältnisse förderten damals in ganz Mitteleuropa den Aufwuchs von Laubbäumen. Insbesondere für die wärmeliebenden Eichen herrschten optimale Bedingungen. Der hohe Anteil von Eichen und Buchen an den mittelalterlichen Baumbeständen begünstigte die Schweinemast. Man bewertete einen Wald oft weniger nach seiner Eignung und seinem Wert für die Holzgewinnung als vielmehr nach seinem Reichtum an Bucheckern und Eicheln, um möglichst viele Schweine weiden zu lassen. Eine dementsprechend bedeutende Rolle spielte die Schweinemast auch für das Kloster Hardehausen. Während seiner Blütezeit war die Haltung von Schweinen die Haupteinnahmequelle. Dass sich um das Kloster vormals ausgedehnte Hudewälder befunden haben, lässt sich heute noch an den alten Eichen im Waldstück Rehwinkel erkennen.
Wenn Sie an dieser Stelle über die Brücke den Hang hinaufsteigen gelangen Sie zum „Opferstein“. Es handelt sich um einen rund 15 Kubikmeter mächtigen Sandsteinblock. Ihn wollen wir zum Anlass nehmen, über die Zusammenhänge von Klima und Gesteinsverwitterung nachzudenken.
Der Opferstein ist vermutlich eine alte Kultstätte. Hier sollen in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten Einzelpersonen oder Familien ihre Gaben dargebracht haben. Die Opfer waren für die furchterregenden Dämonen bestimmt und sollten diese milde stimmen. Die Gaben waren vielfältiger Art. Geopfert wurden der Sage nach unter anderem Schmuck, Feldfrüchte, Obst und Tiere wie Pferde, Rinder, Schweine und Schafe.
Die Blöcke unterschiedlicher Größe, die hier im Felsen- und Klippenmeer verstreut sind, sahen nicht immer so aus wie heute. Unter dem Einfluss mechanischer und chemischer Zerstörungsprozesse sind sie gespalten, gebrochen, ausgehöhlt und geschliffen worden. Die Art der Gesteinszerstörung bzw. Verwitterung hängt vom Gestein selbst sowie vom Klima und von den auf das Gestein einwirkenden Stoffen aus der Luft und dem Wasser ab. Dringt Wasser in Hohlräume des Gesteins ein und gefriert, wirkt die Volumenzunahme des Eises wie eine kleine Sprengladung. Besonders massiv wirkt die Frostsprengung bei häufigem Wechsel von Tauen und Gefrieren. Durch Temperaturschwankungen und eine unterschiedliche Ausdehnung der Gesteinsmineralien bei Sonneneinstrahlung und Erwärmung entstehen Spannungen im Gestein, die zu einer Zerstörung des Korngefüges führen. Einen ähnlichen Effekt hat Wasser, das an den Gesteinsbrocken ab- oder in diese hineinfließt und die Mineralien (insbesondere Salze) aus dem Gestein herauslöst. Säurehaltiger Niederschlag (saurer Regen) greift nicht nur Pflanzen, sondern auch Stein an, indem Mineralien gelöst werden. Hinzu kommt pflanzlicher und mikrobieller Bewuchs, der auf mechanischem Wege und durch chemische Prozesse wie die Aussonderung von Säuren Verwitterungsprozesse beschleunigen kann.
Durch die Wirkungen des Klimas auf die Gesteinsverwitterung sind über Jahrmillionen weltweit ganze Landschaften entstanden. Sie entstehen noch immer, manchmal schleichend und kaum merkbar, manchmal in Form dramatischer Bergsturz- und Steinschlagereignisse, bei denen stete Tropfen das „Fass zum Überlaufen“ gebracht haben. Je dynamischer sich Klimaveränderungen vollziehen, desto größer werden die Auswirkungen auf Gesteine sein.
Im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge sind Wirkungen von Verwitterung und Erosion besonders gut an den Externsteinen bei Horn-Bad Meinberg zu sehen.
Wo man hinschaut im Wald, überall wachsen Moose und Flechten. Wenn Sie mal genauer hinschauen, dann können Sie erkennen, dass Flechten, Moose, Algen und Pilze charakteristische räumliche Verteilungsmuster ausbilden. Schauen Sie sich mal den Baumstamm vor Ihnen ganz genau an. Die Flechten gedeihen nur an einer Seite, der Wetterseite. Dort ist der Stamm dem Wind und Niederschlag am stärksten ausgesetzt und es entwickeln sich Flechten in unterschiedlichsten Farben und Formen.
Flechten sind kein einzelner Organismus, sie sind eine Symbiose aus einem Pilz und einer Alge. Das heißt sie leben in einer Lebensgemeinschaft in der beide vom anderen profitieren und sie einander zum Überleben brauchen. In der Symbiose umspinnen die feinen, eng verschlungenen Pilzfäden die Algen oder dringen in diese ein. Auf diesem Wege können beide Lebenspartner Stoffe austauschen. Die Alge betreibt Photosynthese und bildet Stärke (Glucose), die dem Pilz als Lebensgrundlage dient. Als Gegenleistung bietet der Pilz der Alge Lebensraum und Schutz vor Austrocknung. Er ermöglicht der Alge damit ein Dasein in einem Lebensraum, den sie sonst nicht besiedeln könnte. Außerdem liefert der Pilz der Alge mineralische Stoffe. So ist es möglich, dass Flechten auch in den unwirtlichsten Lebensräumen wie beispielsweise auf nacktem Fels gedeihen können. Ein bisschen Wasser, ein bisschen Kohlenstoff aus angeflogenen Stäuben, vielleicht noch ein bisschen Stickstoff aus Vogelkot, ein bisschen Licht für die Photosynthese, saubere Luft in der Umgebung reichen ihnen aus.
Allerdings ist die Symbiose auch empfindlich gegen Störungen von außen. Ist einer der beiden Partner beeinträchtigt, leidet oder stirbt die Lebensgemeinschaft. Aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit werden Flechten auch als „Bioindikatoren“ zur Beurteilung der Luftqualität eingesetzt. Bereits geringe Luftverschmutzungen hinterlassen bei den Flechten Spuren durch Verfärbung und Wachstumsstörungen.
Mikro-Meso-Makro
Das Flechtenwachstum macht deutlich, dass Klima nicht nur großräumig wirkt und ganze Landschaften bildet oder die Vegetation formt. Klima ist auch ein ganz kleinräumiges Phänomen. Sonne und Schatten, die Exposition gegenüber Wind und Niederschlag, schafft das so genannte Mikroklima, das sich im Bereich bodennaher Luftschichten ausbildet. Mikroklimate entstehen zwischen einzelnen Bäumen, Felsen oder auch Häusern in Städten.
Von Mesoklima spricht man, wenn sich ein charakteristisches Klima über einige hundert Meter oder wenige hundert Kilometer ausbildet. Stadtklima und Waldinnenklima sind solche Mesoklimate.
Makro ist das Klima dann, wenn es über Entfernungen von mehr als 500 km als annähernd homogen beschrieben werden kann. Klimazonen wie das kühlgemäßigte Klima unserer Breiten, das polare Klima der Arktis und Antarktis oder auch das tropische Klima in Äquatornähe gehören zu den Makroklimaten.
Von der Axelquelle kommend sind Sie nun an der Lennartquelle angekommen. Auch hier befinden Sie sich noch im Quellbereich, auch wenn das oberhalb aus dem Berg sickernde Rinnsal inzwischen zu einem kleinen Bach ausgewachsen ist.
Wie Sie erkennen können, unterscheiden sich die Verhältnisse im unmittelbaren Nahbereich des Quellbachs vom Umfeld. Die kleinklimatischen Verhältnisse sind hier deutlich anders als in der Umgebung. In heißen Sommern, besonders an den Quellmündern, sind Quellen kleine kühlende Oasen und im Winter Wärmeinseln, auf denen das Wasser auch bei frostigen Außentemperaturen nicht gefriert.
Quellen sind nicht nur Wasserspender, sondern auch Quellen vielfältigen Lebens. Im Zuge der Evolution haben sich viele Tier- und Pflanzenarten an die stabilen Temperaturverhältnisse und die sich kaum verändernden Sauerstoff- und Mineralstoffgehalte angepasst. Manche Arten leben teilweise ausschließlich in den Lebensräumen von Quellen und Quellbächen. Aufgrund der stetig kühlen Wassertemperatur können sogar Organismen aus den Eiszeiten in Quellen überdauern und es wurden Jahrmillionen alte urzeitliche Lebewesen gefunden.
Während Pflanzenarten, die an Quellen wachsen, auch andere Lebensräume besiedeln, ist die Tierwelt zum Teil hochspezialisiert. Knapp 500 Arten, die ausschließlich in Quellen vorkommen sind bekannt. Zum Beispiel Arten aus der Gruppe der Strudelwürmer, der Wassermilben, kleine Schnecken und verschiedene Insektenlarven. Quellspezialisten sind an die Konstanz der Lebensverhältnisse angepasst und reagieren meist sehr empfindlich auf geringfügige Veränderungen ihres Lebensraums. Deshalb stehen viele auf den Roten Listen der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten.
Zu den hochspezialisierten Organismen gesellen sich zahlreiche weniger spezialisierte strömungs- und feuchteliebende Arten der Quellbachregionen oder Arten der „feuchten Steine“, die im hauchdünnen Wasserfilm überrieselter Steine, Felsen oder Pflanzen leben. Auch der Feuersalamander, der sich bei feuchter Witterung immer wieder im Naturpark sichten lässt, nutzt Quellbereiche als Lebensraum und Kinderstube.
Da insbesondere nicht gefasste Quellen eine große ökologische Bedeutung für die Artenvielfalt haben bedürfen sie, vor dem Hintergrund des Klimawandels erhöhten Schutz. In ihnen konnten bislang keine Veränderungen dokumentiert werden, die sich auf den Klimawandel zurückführen lassen. Dennoch ist zu befürchten, dass sich mit steigenden Mittelwerten der Lufttemperatur auch die Wassertemperaturen der Quellen verändern. Arten, die sich an diese geringen Veränderungen nicht anpassen können, werden dann verschwinden.
Für den Menschen haben Quellen seit jeher einen hohen Symbolgehalt und es ranken sich viele Geschichten und Mythen um ihre Vergangenheit. In der Nähe dieser wirtschaftlich und kulturell bedeutsamen Orte wurden häufig Siedlungen oder Kultbauten errichtet. So konnte auch der früheste Siedlungsbefund im Bereich des Naturparks an Quellen nachgewiesen werden. An den Rethlager Quellen im Teutoburger Wald soll ein Lager eiszeitlicher Jäger bestanden haben.
Quellen sind natürliche, ständig oder zeitweilig fließende Austritte von Grundwasser an die Erdoberfläche. Hier kommt das Wasser, das vorher langsam unter der Erde geflossen ist, zum ersten Mal mit der Luft in Berührung. Es vollzieht sich der Übergang vom Grund- zum Oberflächenwasser.
Viele Quellen sind vom Menschen verändert worden. Die Fassung oder Verrohrung war früher aus einem gut gemeinten, nutzungsgeprägten Naturverständnis heraus üblich. Man wollte sie vor Verwilderung schützen. Den Folgen dieser Eingriffe war man sich lange Zeit selbst im Naturschutz nicht bewusst. Heute ist die Fassung von Quellen aus ökologischen Gründen verboten und viele Quellen, samt belebtem Quellbereich, sind als Naturdenkmal ausgewiesen worden.
An den meisten Quellen entspricht die Wassertemperatur annähernd der mittleren jährlichen Lufttemperatur. Im Sommer sind die Quellen deshalb frischer, im Winter wärmer als die Temperatur der Außenluft oder der Oberflächengewässer. Hat das an der Oberfläche austretende Wasser über 20 °C, spricht man von Thermalquellen, bei über 50 °C von heißen Quellen. Im Teutoburger Wald und Eggegebirge gibt es zahlreiche Heil- und Thermalquellen. Ihre Kohlesäureblasen stammen von vulkanischen Aktivitäten, von vor etwa 7-14 Millionen Jahren. Heute gehören die Quellen zu den wertvollsten Schätzen des Naturparks. Sie haben der Region zwischen Teutoburger Wald, Eggegebirge und Weserbergland den Ruf als „Heilgarten Deutschlands“ eingebracht. Bereits im 16. Jahrhundert waren die Bad Driburger Heilquellen bekannt und im 18. Jahrhundert wurden Badekuren in Bad Meinberg und Bad Salzuflen populär. Durch gezielte Suche und Bohrungen konnten seither viele neue Quellen erschlossen werden. Die jüngste, die Bad Driburger Thermalquelle, wurde erst 1988/1989 erbohrt.
Hier an den Hängen des Klippen- und Felsenmeeres gibt es noch zahlreiche ungestörte Hangquellen, die oberhalb des Weges an vielen Stellen zutage treten. Sie befinden sich hier am Weg definitionsgemäß noch im Quellbereich der Axelquelle, denn der eigentliche Wasseraustritt liegt weniger als 100 m von hier entfernt.
Vielleicht ist Ihnen nach dem Aufstieg nun richtig warm geworden. Hier im kühlen Schatten der ausladenden Hainbuche können Sie in Ruhe verschnaufen und holen sich ganz an heißen Tagen sicher keinen Sonnenstich oder Hitzschlag.
Die Vorhersagen für das Klima der Zukunft gehen in Deutschland von steigenden Temperaturen aus. Am deutlichsten werden die Wintertemperaturen steigen, aber auch für die Sommer werden extremere Witterungsbedingungen erwartet. Die Anzahl besonders heißer Tage und die Dauer von Hitzeperioden sollen zunehmen. Auch wenn der Naturpark innerhalb Nordrhein-Westfalens zu den Räumen mit der höchsten projizierten Temperaturerhöhung gehört, werden Sie hier auch in Zukunft voraussichtlich die Sommerfrische vorfinden. Es wird immer deutlich kühler sein als in den tieferen Lagen.
Hitze ist eine Belastung für den Organismus. Betroffen sind vor allem ältere und sehr junge Menschen sowie Personen, die an Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen leiden. Man geht davon aus, dass sich der menschliche Organismus allmählich auch an zunehmende Hitze anpasst. In manchen südlichen Ländern der Erde ist es deutlich wärmer als hier. Im südeuropäischen Raum wird daher vielerorts traditionell Siesta gehalten. Zu Mittagszeit ruhen die Menschen und die Arbeitswelt. Vielleicht müssen wir uns am südländischen Umgang mit Sonne und Wärme orientieren.
Um rechtzeitige Vorsorge vor Hitzewellen treffen zu können, hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) ein Hitzewarnsystem für Deutschland eingerichtet. Vom 1. April bis zum 30. September überprüft er täglich die thermische Belastungssituation. Diese ermittelt sich nicht allein aus der Temperatur, sondern bezieht auch die Luftfeuchte, die Windgeschwindigkeit und die direkte Sonnenstrahlung ein. Aktuelle Hitzewarnungen werden über Radio, Fernsehen und Internet verbreitet. Außerdem können Sie diese auch im Internet unter www.dwd.de abrufen.
Auch auf der Fläche, vor der Sie nun stehen, hat der Orkan Kyrill vom Jahr 2007 seine Spuren hinterlassen. Rechtlich besteht für alle Waldbesitzer, also gleichermaßen für Staat und private Waldbesitzer, eine gesetzliche Verpflichtung zur Aufforstung von Kahlflächen. Allerdings ist die Wiederbewaldung einer Kahlfläche eine schwierige und kostenintensive Aufgabe.
Bei der Aufforstung bzw. Wiederbewaldung von Kahlflächen ist die Auswahl der Baumarten eine der wichtigsten und verantwortungsvollsten forstlichen Tätigkeiten. Die Sturmschäden haben gezeigt, dass insbesondere die nicht-standortgerechten Fichtenbestände zu instabil sind. Die nahezu überall im südlichen Teutoburger Wald und in der Egge natürlicherweise vorkommende Buche war demgegenüber fast nicht vom Windwurf betroffen. Ziel der Förster ist es daher, auf den Kahlflächen naturnähere Bestände mit deutlich höheren Laubbaumanteilen zu entwickeln. Diese müssen nicht nur im heutigen Klima stabil sein, sondern auch den künftigen Veränderungen zum Beispiel trockenerer und niederschlagsärmerer Sommer standhalten können.
Eine Möglichkeit zur flächenhaften Aufforstung von Kahlflächen ist das Zulassen der natürlichen Sukzession. Das bedeutet man lässt die Natur wachsen und ihren selbständigen Lauf nehmen. Ab einem gewissen Punkt versuchen dann die Förster und Waldbauern die weitere Bestandsentwicklung zu lenken. Es wird dabei in Kauf genommen, dass sich zunächst ein Mischwald entwickelt, der dann in der Folgezeit schrittweise zum reinen Laubwald umgebaut werden kann.
Eine andere Möglichkeit sehen Sie auf der Fläche vor sich. Hier wurde in kleinen so genannten Trupps aufgeforstet. Sie setzen sich aus unterschiedlichen Laubbaumarten wie Buche und Eiche zusammen. Buchen sind auf der Freifläche frostempfindlich und werden von Rehwild leicht verbissen. Ihre Aufwuchschancen unter dem Schirm eines aufgelichteten Fichtenwaldes und in Trupps sind deutlich höher.
Fichtenwälder und -forste waren im Teutoburger Wald und insbesondere im Eggegebirge weit verbreitet. Grund ist vor allem menschliches Wirken, denn von Natur aus wären die beiden Mittelgebirge nahezu flächendeckend Buchenwaldgebiet. In der Rodungsphase des Mittelalters waren die Buchenwälder aber zugunsten von lichteren Eichenwäldern oder für die landwirtschaftliche Nutzung zurückgedrängt worden. Außerdem gab es ab Ende des 18. Jahrhunderts einen großen Holzverbrauch, zum Beispiel für Glaserei, Pottascheherstellung, Köhlerei und für Baumaterial. Die Holzvorräte waren stark dezimiert und die Böden verarmt. Um schnelle Abhilfe zu schaffen, wurde der „eingewanderte preußische Baum“ anstelle von Eichen oder Buchen angepflanzt. Er stellt relativ geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung und zeichnet sich aufgrund seiner Wuchskraft durch vergleichsweise kurze Umtriebszeiten aus.
Die Fichte bevorzugt feuchte, kühle Standorte und ist daher wenig trockenheits- und hitzetolerant. Wegen der guten Ertragsleistung wurde sie vielerorts sogar außerhalb ihrer natürlichen Standorte gepflanzt. Galt es schon damals, dass die Fichte an der Grenze ihres Toleranzbereichs angelangt war, so gilt dies im Rahmen der Klimaerwärmung umso mehr. Deswegen sind Fichtenwälder oft schlecht gegen Extremereignisse wie Stürme gewappnet und besonders anfällig gegenüber einem Schädlingsbefall. Weite Kahlflächen entstanden z. B. in Folge der großen Sturmkatastrophen der Jahre 1972, 1975 und 2007 (Orkan ,,Kyrill“) sowie Sturmtief ,,Friederike“ im Jahr 2018. Die geschwächten Fichten waren so ein leichtes Opfer für die Borkenkäfer. Mittlerweile sind fast alle Fichten im Naturpark abgestorben abgesehen von Neuaufwuchs.
Eine Zunahme von extremen Wetterereignissen ist eine prognostizierte Wirkung des globalen Klimawandels. Eine andere sind häufigere heiße und trockene Sommer. Hitze, Ozon und Borkenkäfer setzen den Wäldern stark zu und führen zu einer deutlichen Verschlechterung des Waldzustands.
Um den Auswirkungen des Klimawandels wirksam zu begegnen, sind die Anstrengungen der Forstwirtschaft für die kommenden Jahren darauf gerichtet, ehemalige Fichtenflächen vorbeugend mit klimatoleranten und standortgerechten Baumarten in naturnähere Bestände umzubauen.
Nachdem Sie am Wisentturm etwas von „azonaler Vegetation“ gehört haben, stehen Sie nun mitten drin. Hier im Schwarzbachtal ist die Vegetation weniger vom vorherrschenden Großklima als vielmehr von den Bodenverhältnissen bestimmt. Der mäandrierende Schwarzbach ist Teil eines verzweigten Bachsystems mit mehreren Quellbächen, der immer wieder seine kleine Aue überschwemmt und für wassergesättigte Böden sorgt. Diese meidet die Buche, und deshalb stockt hier ein teils vermoorter Schwarzerlen-Auwald.
Auch der Schwarzerle das Klima nicht egal. Während ihre „Kollegen“, die Grün- und vermutlich auch die Grauerle, die Eiszeit nördlich der Alpen überdauerten, hatte sich die Schwarzerle in dieser Zeit nach Süd-Russland zurückgezogen und sich in der Nacheiszeit von dort erst relativ spät wieder nach Westen hin ausgebreitet. Noch heute ist sie eine Baumart, die zu ihrem Gedeihen ausreichend Wärme in der Vegetationszeit benötigt. Daher ist ihre Höhenausbreitung in Mitteleuropa auch begrenzt und reicht nur bis in die mittleren Berglagen, auf knapp über 1.000 Meter Meereshöhe. In höheren Lagen sind ihr die Sommer zu kühl und wolkenreich.
Keine einheimische Baumart ist besser in der Lage, auf nassen Standorten zu gedeihen und die Gewässerufer zu sichern, als die Schwarzerle. Bei Überflutung und in wassergesättigten, sauerstofflosen Schichten versorgen die Erlen ihre Wurzeln aktiv mit Sauerstoff. Dabei wird die Luft, die über die auffallend großen Korkporen am unteren Stamm in das Gewebe eintritt, über gasgefüllte Hohlräume zwischen den Zellen bis in die Spitzen der Wurzeln geleitet.
Gut ausgebildete bachbegleitende Erlen-Auwälder sind heute aufgrund von Rodung, Begradigung von Bachläufen oder durch Umwandlung in Fichtenforste eine Seltenheit. Am ehesten sind sie noch, wie hier, in engen Kerbtälern der Mittelgebirge erhalten geblieben, die auch heute noch überwiegend als Waldstandorte genutzt werden. Das Schwarzbachtal ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden.
Vom Wisentturm aus können Sie den Blick über den südlichen Teil des Eggegebirges schweifen lassen. Großflächige Wälder entlang der Mittelgebirgshänge umgeben die Wiesen und Weiden rund um das Kloster Hardehausen.
Die vor Ihnen liegende Landschaft ist ein Spiegel vielfältiger Einflüsse. Die Gesteinsschichten des Gebirges aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper stammen aus dem Erdmittelalter, aus Jura und Kreide. An den schroffen Sandsteinklippen und im Blockschuttmeer, zeigt sich das Gestein ganz unmittelbar. Tektonische Vorgänge, das heißt Bewegungen der Erdkruste, bewegten die Gesteinsschichten und bildeten das grobe Relief der Oberfläche aus.
Das geologischen Rohmaterial wurde stark vom Klima geprägt. Stetige Erosion durch Wind, Niederschläge, Wasser und vor allem die Eiszeiten formten die heutige Landschaft. Während der Saaleeiszeit vor über 200.000 Jahren drang aus dem heutigen Skandinavien ein Eisstrom nach Norddeutschland, der sich bis an die Mittelgebirge und in die Münsterländer Bucht erstreckte. Dabei wurde sogar der westliche Teil des Teutoburger Waldes vom Eis überwunden. Der Eisrand, also die Grenze der Gletscherausdehnung, verlief etwas nördlich von hier bei Detmold. Als es wieder wärmer wurde, formten die Wassermassen der abschmelzenden Gletscher die Landschaft. Wasser und Wind verlagerten große Mengen an Sand und Löss, die das Eis zurückgelassen hatte.
Nicht nur das historische, auch das aktuelle Klima bestimmt maßgeblich die Landschaft. Unter den heutigen Bedingungen würden ohne den Einfluss des Menschen in großen Teilen Mitteleuropas von Natur aus Buchenmischwälder vorherrschen. Besonders auf sandigen oder lehmigen Böden in trockeneren und wärmeren Lagen würde sich die Eiche, manchmal auch die Kiefer zur Buche gesellen. In nördlich exponierten Hanglagen kämen Esche oder Ahorn hinzu. Dauerhaft offene Flächen ohne Waldbestand wären die Ausnahme und auf besondere Standorte wie Moore oder Felsen beschränkt.
Entlang der KlimaErlebnisRoute rund um Hardehausen werden Sie an einigen Stellen sehen, dass nicht überall in Teutoburger Wald und Eggegebirge tatsächlich Buchen stehen. Daran hat die menschliche Nutzung wesentlichen Anteil. Aber auch natürliche Faktoren führen dazu, dass innerhalb der von ozeanischen Einflüssen geprägten Vegetationszone des Buchenwaldes andere Pflanzengesellschaften konkurrenzstärker sind. Für sie ist nicht das Klima der Region der ausschlaggebende Faktor. Sie sind vielmehr von den vorherrschenden Bodenverhältnissen geprägt. Eine solche „azonale“ Vegetation findet sich beispielsweise entlang von Bachläufen. Feuchte oder nasse Böden, regelmäßige Überschwemmungen oder Unterspülungen können dazu führen, dass Buchenwaldgesellschaften hier nicht dauerhaft wachsen. Stattdessen bestimmen Weiden, Erlen oder Eschen das Bild.